Stuttgart (dpa/tmn) – Pflanzen wachsen hierzulande eigentlich in Erde. Aber das muss ja nicht sein. Ein neuer Trend ist das Gärtnern von Obst und Gemüse auf Strohballen. «Der Vorteil besteht darin, dass man unabhängig vom Untergrund gärtnern kann», sagt Folko Kullmann, Buchautor aus Stuttgart.

Interessant ist das gerade für Hof-, Balkon- und Terrassengärtner, die ja bekanntlich keine Beete haben, sondern bisher mit Töpfen auf versiegeltem Grund auskommen müssen. Und auch so mancher Gärtner mit schlechtem Boden kann darauf zurückgreifen, etwa bei steinigem Grund.

Wie funktioniert das Gärtnern auf Stroh?

Man setzt die Pflanzen mit etwas Erde um den Wurzelballen einfach direkt in den Ballen. Die Kultur erscheint recht einfach, doch das trügt. «Die Strohballen müssen präpariert werden», erklärt Hannah Strotmeier, Gärtnermeisterin aus Füchtorf (NRW). Mit Wasser und Dünger bringt der Gärtner über zehn Tage zunächst einmal Prozesse in Gang, die das Stroh weich machen und dann im Laufe der Zeit in Humus verwandeln. Am besten düngt und gießt man im täglichen Wechsel.

Welcher Dünger eignet sich?

Für die Umsetzung des Strohs wird vor allem ein Stoff benötigt: Stickstoff. Unter den organischen Düngern empfiehlt Strotmeier Guano und Horngries. Auch anorganische Dünger seien möglich. Sie wirken sofort im Vergleich zu den organischen Nährstoffpräparaten.

Was muss ich beim Stroh beachten?

Geeignet sind vor allem eckige Klein- oder auch die größeren Quaderballen. Kullmann hält runde Strohballen prinzipiell auch für bepflanzbar, aber sie sind eigentlich viel zu groß und zu schwer. Für Kullmann ist ein Vorteil des Strohgärtnerns auch die begrenzte Fläche des Ballens: Die relativ überschaubare Oberfläche eines normalen Strohballens verhindert, dass man zu viele Exemplare einer Art oder Sorte setzt. «Heu- und Strohballen aus konventionellem Anbau sind nicht geeignet, da sie Herbizidrückstände enthalten», erklärt der Autor.

Was kann ich auf Stroh anbauen?

Eigentlich alles. «Man kann Möhren, Kohl, Tomaten und Paprika anbauen», zählt Strotmeier auf. Allerdings sollte man laut Kullmann wie im Beet auch hier auf bewährte Kombinationen wie Tomaten und Basilikum, Salat und Radieschen oder Rettich mit Zwiebeln und Möhren setzen. Sie beeinflussen ihr Wachstum positiv oder nehmen sich nicht Wasser und Nährstoffe weg. Auch Blumen wie Ringelblume und Kapuzinerkresse können auf das Stroh gepflanzt werden, so dass man ein paar essbare Blüten stets zur Dekoration griffbereit hat.

Welche Nachteile hat das Gärtnern auf Stroh?

Wenn die Rotte eingesetzt hat, entwickelt sich in den Strohballen sehr viel Wärme. Diese fördert das Wachstum der Pflanzen. Aber nicht nur diese gedeihen gut. «Man muss akzeptieren, dass man einige Begleiterscheinungen wie das Wachstum von Pilzen hat», erläutert Strotmeier. Dabei können auch Schleimpilze entstehen, was optisch nicht sehr ansehnlich ist.

Wie bio ist diese Art zu gärtnern?

Auch wenn das Gärtnern auf Stroh optisch eine natürliche Anmutung hat, sagt Strotmeier: «Diese Methode hat nichts mit Biogärtnern zu tun.» Man muss viel Dünger und vor allem Stickstoff zufügen.

Literatur:

Folko Kullmann: Gärtnern auf Strohballen – Planung Anlage Ernte. BLV Buchverlag, 2015, 96 Seiten, ISBN-13: 978-3835413368





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(dpa)