Baden-Baden – Ihre Namen versprechen Tradition: Gallica, Alba und Damaszener sind sogenannte alte Rosen. Teilweise werden sie schon seit Jahrhunderten in den Gärten kultiviert. Mit ihren speziellen Blüten und ihrem intensivem Duft haben sie einen besonderen Charme.

«Wegen ihrer Schönheit und Robustheit findet man sie bis heute in vielen Gärten», sagt Thomas Hawel, Leiter des Europa-Rosariums Sangerhausen. «Im Verkauf spielen sie leider kaum mehr eine Rolle.» Hobbygärtner müssen sich teils sogar bei Fachhändlern eindecken. Dabei sind sie ideale unkomplizierte Rosen für Einsteiger.

Was sind historische Rosen?

Die Bezeichnungen historische und alte Rosen werden synonym verwendet. Sie stehen für Klassen, die es schon vor der ersten Edelrose, einer Teehybride, im Jahr 1867 gab. Auch Neuzüchtungen aus diesen Klassen gelten als alte Rosen. Die ältesten Rosenklassen existieren bereits seit über 2000 Jahren, so etwa die Gallica.

Was sind berühmte historische Rosen?

Gallica bringt mehr Farbtöne hervor als jede andere alte Klasse, wie Eilike Vemmer von der Gesellschaft deutscher Rosenfreunde erklärt. Die weiß bis zartrosa blühende Alba existiert seit der Antike, im Mittelalter wurde sie mit Reinheit assoziiert. Die ähnlich alte Damaszener hat einen lieblichen Duft und wurde für Rosenöl gezüchtet. Die rund 500 Jahre alten Centifolien haben oft mehrere hundert Blütenblätter. Die ab 1800 aus einer Herbst-Damaszener entstandene Portland-Rose war eine der ersten öfter blühenden Rosen. Die auch als alte Rosen geltenden Bourbon-, Noisette-, Tee- und Remontant-Rosen entstanden im 19. Jahrhundert mithilfe chinesischer Gartenrosen und haben schon Merkmale moderner Rosen.

Worin unterscheiden sich alte und moderne Rosen?

Während manch moderne Sorte bis zum ersten Frost blüht, ist bei vielen alten nach drei bis sechs Wochen Schluss. «Sie blühen nur einmal, aber dann richtig», sagt Hawel. Das Farbspektrum alter Rosen ist auch eingeschränkt. «Signalrot, Gelb, Orange und Lachsfarben gibt es nur bei modernen Rosen.» Auch die Blütenform ist anders: «Historische Rosen haben eher eine Tellerform.» Die Blütenblätter alter Rosen sind meist weicher, wodurch der Duft besser verströmt, erklärt der Gartenbuchautor Andreas Barlage aus Karlsruhe.

Warum sollten Hobbygärtner alte Rosen wählen?

Sie sind kaum krankheitsanfällig. «Die meisten Anfälligkeiten entstanden durch Einkreuzung der Chinarosen», sagt Vemmer. «Moderne Züchtungen der letzten 20 bis 30 Jahre sind aber in der Regel noch robuster als alte Sorten.» Aber er ergänzt einen weiteren Vorzug: «Vor allem viele Gallicas und Albas sind unschlagbar frosthart.» In diesem Punkt könnten die modernen Rosen nicht mit den alten Sorten mithalten. Doch ob alte Sorten besser oder schlechter sind als moderne, wollen die Experten nicht allgemein bewerten. Es komme auf die Sorte an.

Welche besonderen Sorten gibt es?

Unter den vielen hundert Sorten alter Rosen haben die Experten einige Favoriten. Die karminrote Apothekerrose (‚Officinalis‘) existiert seit Anfang des 14. Jahrhunderts und duftet intensiv. Eine schöne Mutation ist für Hawel die Sorte ‚Versicolor‘ mit rot-weiß gestreiften Blütenblättern. Die meisten heute erhältlichen Sorten stammen laut Vemmer aber aus dem 19. Jahrhundert. Ein Beispiel ist ‚Madame Boll‘, die wie alle Portland-Rosen gut für den Einsteiger ist. «Die sind sehr pflegeleicht und blühen dauernd», sagt Vemmer.

Was ist bei der Pflege zu beachten?

Für alte und für neue Rosen gilt: Sie brauchen mindestens vier Stunden Sonne am Tag, einen luftigen Standort und vertragen bis auf Gallicas und Albas karge Böden nicht gut. Aber man braucht bei alten Rosen Geduld, sagt Barlage. Sie erblühen erst in zwei bis drei Jahren richtig. Zu oft sollte man sie deshalb nicht schneiden, mahnt Vemmer. Es reiche, alle fünf bis sechs Jahre das alte Holz zu entfernen.

Literatur:

Andreas Barlage: Historische Rosen heute. Aktuelle Gartengestaltung mit besonderen Rosensorten, Cadmos, 2012, 19,95 Euro, ISBN: 978-3-8404-7513-9.

Christine Meile/Udo Karl: Alte Rosen – alte Zeiten: Leben mit Rosen und ihren Geschichten, Wißner, 2013, 29,80 Euro, ISBN: 978-3896399311.

Fotocredits: Jens Schlueter,Jens Schlueter,Jens Schlueter,Jens Schlueter,Jens Schlueter,Jens Schlueter,Marion Nickig,Jens Schlueter,Jens Schlueter
(dpa/tmn)

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