Schönefeld – Frühling, Sommer, Herbst oder Winter: Die Jahreszeiten spielen keine Rolle. In den Gewächshäusern der Baumschule Lorberg in Kleinziethen südlich von Berlin sind die Regeln der Natur quasi außer Kraft gesetzt.

Mietpflanzen wachsen dort für ihren großen Auftritt heran: Für Events, Filmaufnahmen oder zur Dekoration. Kunden interessieren sich zunehmend fürs Mieten oder Leasen von Gewächsen – das Geschäftsfeld ist aber noch eine Nische.

«Innenarchitekten und -austatter und Messebauer verzichten heute kaum noch auf das lebende Grün, das erst für das richtige Ambiente sorgt», sagt Gartenbauingenieurin Katja Pohlmann, zuständig für den Pflanzenverleih «Rent-a-Tree» der
Baumschule Lorberg. In diesem Jahr wird der Betrieb 175 Jahre alt.

Rund 2000 Sorten zieht das Unternehmen in Brandenburg und Baden-Württemberg heran. In den etwa 2500 Quadratmeter großen Gewächshäusern von Lorberg empfängt die Besucher ein leichter Blütenduft. In einigen Bereichen ist es nur acht bis 10 Grad warm, in anderen herrschen Werte bis zu 15 Grad. Ist es kühler, verharren die Gewächse in Winterruhe, wird es drinnen wärmer, startet das Frühlingserwachen.

In großen Bottichen blühen gerade große Kamelien. Daneben stehen Palmen, Bambus, etwa 20 verschiedene Zitrusgewächse, aber auch Sträucher. Einige Exemplare sind drei bis vier Meter hoch. 200 bis 300 Kilogramm bringen manche Töpfe auf die Waage. Viele davon sind für den Verleih.

Kaufen wollen die Kunden die Pflanzen aus den unterschiedlichsten Gründen nicht. «Einigen fehlt schlicht der grüne Daumen für die richtige Pflege», sagt Pohlmann. Andere Kunden benötigten die Dekoration nur wenige Tage oder sogar nur für Stunden: am roten Teppich bei Premieren, auf Messen, glamourösen Events, bei Fotoshootings, in Restaurants, Geschäftsräumen oder der Lobby eines Hotels.

Pflanzen sind immer öfter Teil von Einrichtungskonzepten. «Damit steigt die Bereitschaft, Serviceverträge für die Pflege abzuschließen», sagt Barabara Schwaibold vom Industrieverband Büro und Arbeitswelt. Wofür sich der Kunde entscheide, hänge vom Preis ab, aber auch von der Langfristigkeit der Planung.

Wie viele Gartenbaubetriebe und Baumschulen sich mittlerweile auf dieses Geschäftsfeld verlegen und welche Umsätze damit gemacht werden, lässt sich bislang nicht beziffern. «Man hört und sieht aber die Namen von Betrieben, die dabei sind», sagt Andreas Jende, Geschäftsführer des Landesgartenbauverbandes Berlin-Brandenburg. Ihre Zahl nehme zu.

Vor allem für Baumschulen mache der Schritt Sinn, sagt Markus Guhl, Hauptgeschäftsführer des
Bundes deutscher Baumschulen (BdB). Sie transportierten die Bäume teils über Tausende von Kilometern sicher zu ihren Kunden. «Da ist die Idee, Formgehölze als Glamour-Faktor für außergewöhnliche öffentliche oder private Events temporär bereitzustellen, für viele Betriebe absolut naheliegend», sagt er. Bundesweit machten die rund 1000 Betriebe im Baumschulenverband jährlich über eine Milliarde Euro Umsatz. Der Anteil von Mietpflanzen sei nicht bekannt.

«Rent-A-Tree» habe von Jahr zu Jahr mehr Anteil am Gesamtumsatz der Baumschule Lorberg, sagt Pohlmann. ««Rent-A-Tree» ist für uns ein wachsendes Geschäft.» Über Anzahl der Pflanzen, Sorten und Größe entscheide am Ende das Budget des Kunden, sagt sie.

Auch in der
Späth’schen Baumschule in Berlin, einer der ältesten Gartenbaubetriebe der Stadt, macht die Vermietung laut Geschäftsführer Holger Zahn mittlerweile zwischen ein und zwei Prozent des Umsatzes aus. Hauptsächlich mediterrane und größere Gewächse seien gefragt, sagt er. Etwa 500 Pflanzen hat er im Angebot. Anders als beim Kauf müsse der Kunde sich beispielsweise nicht ums Überwintern kümmern, auch nicht ums regelmäßige Umtopfen.

«Mieten ist eine gute Alternative», meint auch Lutz Grille, Inhaber eines Berliner Gartenbaubetriebes und Mitglied im
Fachverband Raumbegrünung und Hydrokultur. Das Interesse wachse – wenn auch langsam. «Das Geschäft ist noch ein kleines Stück vom großen Kuchen», sagt er.

Fotocredits: Bernd Settnik
(dpa)

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