Neukirchen-Vluyn – Eine blühende Orchidee ist immer ein Hingucker. Aber so manche zieht besonders das Augenmerk auf sich: Die Miltonia und die Miltoniopsis entwickeln große und farbenprächtige Blüten.

Die beiden Namen verwirren, sie sind sich auffallend ähnlich – aber es handelt sich um zwei verschiedene Pflanzengruppen, genauer gesagt um zwei Gattungen aus verschiedenen Regionen Südamerikas, erklärt Jörg Frehsonke, Orchideengärtner und -züchter aus Neukirchen-Vluyn (Nordrhein-Westfalen).

«Miltoniopsis stammen aus den höheren Lagen in Ecuador, Kolumbien und Peru», erläutert der Experte. Dort herrscht ein Klima mit hoher Luftfeuchtigkeit und relativ gleichbleibenden Temperaturen zwischen 18 und 20 Grad.

Die Gruppe Miltonia kommt hingegen ursprünglich aus dem wärmeren Brasilien. Dort wachsen die Pflanzen in Höhen von 600 bis 1500 Meter an halbschattigen Standorten, erklärt Johann-Christian Wichmann, Orchideenzüchter und Gärtnermeister aus Celle. «Hier kann manchmal auch Trockenheit herrschen.» Das bedeutet, die Miltonien kommen im Vergleich mit einem härteren Klima zurecht. «Das ist letztlich auch der Grund, warum Miltonien eher für Hobbykulturen auf der Fensterbank geeignet sind als Miltoniopsis.»

Der Fachmann erkennt an der Blüte, um welche Gattung es sich handelt. Für den Laien ist das eher schwierig. Dieser kann sich besser an der Blütezeit orientieren: «Miltonia öffnet die Blüten im Spätsommer, und über mehrere Wochen im Herbst zieren sich die Orchideen mit den eindrucksvollen Blüten», erklärt Frehsonke. Blüht die Orchidee zu Hause hingegen im Spätwinter und Frühjahr, handelt es sich um eine Miltoniopsis.

Sie hat auch einen feinen Duft und ähnelt riesigen Stiefmütterchen, findet Frehsonke. «Die Blütenfarben reichen von Weiß über Creme bis hin zu Rot.» Besonders auffällig ist die tropfenförmige Zeichnung auf den Blüten der Miltoniopsis.

Egal, welche der beiden Orchideen man zu Hause hat: «Die Blüte wird durch den Jahresrhythmus beziehungsweise den ganz natürlichen Wachstumsrhythmus ausgelöst», betont Frehsonke. Beide blühen nur einmal im Jahr, und sie sind keine Dauerblüher.

Als Standort empfiehlt Frehsonke einen Platz, der nachts etwas kühler und tagsüber etwas wärmer ist. Dabei sollten die Pflanzen es nicht zu sonnig haben, denn wie am Naturstandort bevorzugen sie halbschattige Lagen. «An der Fensterbank kann das über den Sommer eine Nordost- oder Nordwest-Lage sein», rät Frehsonke. Dann geht es ihnen sogar auch an einen schattigen Platz im Garten gut. Man kann die Töpfe etwa an das Astwerk von Fliederbäumen oder Obstgehölzen hängen, wo vor allem die Miltonien bis zu den ersten Frösten im Herbst bleiben können. Im Winter brauchen die Pflanzen unbedingt so viel Licht wie möglich.

Wichtig ist immer das Gießen. Grundsätzlich rät Frehsonke zu einem wöchentlichen Rhythmus. Aber: «Wenn der Ballen zur Wochenmitte trocken wird, gibt man nochmals wenig Wasser dazu.» Denn es ist wichtig, dass den Pflanzen immer eine gewisse gleichbleibende Grundfeuchtigkeit zur Verfügung steht. Da Miltonien und Miltoniopsis eher salzempfindlich sind, sollte man ihnen zwar regelmäßig, dann aber nur die halbe Konzentration Dünger geben. Bei der Verabreichung sollten die Wurzeln nicht trocken sein. Denn das kann zu unumkehrbaren Schäden an den empfindlichen Wurzeln führen.

Weil diese Orchideen feine Wurzeln haben, empfiehlt Frehsonke ein feines Substrat bestehend aus Torfmoos und feiner Pinienrinde. «Am besten topft man die Pflanzen alle zwei Jahre in frisches Substrat um», empfiehlt der Züchter. Dabei werden auch die Gefäße gründlich gereinigt oder erneuert.

Trockene Luft fördert den Schädlingsbefall. «Sämtliche Arten von Woll-, Schmier- und Schildläusen sowie Grüne Läuse befallen mehr oder minder stark die Orchideen der Gattungen Miltonia und Miltoniopsis», erklärt Orchideenzüchter Wichmann. Sie sitzen dann je nach Vorliebe mehr an den Blüten, den Trieben oder am Triebgrund. Hier überall müssten Hobbygärtner regelmäßig und gründlich suchen.

«Eine befallene Pflanze muss in Quarantäne», erklärt Wichmann. Zunächst wird sie mit einer milden, handwarmen Schmierseifenlösung abgetupft, dann wird ein Pflanzenschutzmittel verwendet – und zwar bei drei Anwendungen im Abstand von jeweils zehn bis zwölf Tagen. «Macht man das nicht, hat man schon verloren», betont der Experte. Denn sonst kann der Schädlingsnachwuchs große Schäden anrichten.

Fotocredits: Orchidsinfo.eu,Orchidsinfo.eu,Marion Nickig
(dpa/tmn)

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