Illertissen – Es könnte wie ein kleines Wunder wirken, wenn in der Weihnachtszeit auf der Fensterbank Narzissen blühen. Eigentlich sind die Blumen als Osterglocken bekannt – weil sie für gewöhnlich in dieser Zeit blühen. Doch bei den Weihnachtsnarzissen handelt es sich um eine andere Art.

Die Weihnachtsnarzisse – die Narcissus papyraceus -, auch als Tazette bekannt, ist im Mittelmeerraum von Spanien bis Griechenland und Nordafrika heimisch und erblüht früher als die typischen Osterglocken. In Deutschland findet sich häufig die Sorte ‚Ziva‘ im Handel, ein anderer Name von ihr lautet Paperwhite.

Bereits im alten China waren die Pflanzen ein beliebtes Neujahrsorakel, erklärt Dieter Gaissmayer, Vorstand der Stiftung Gartenkultur aus Illertissen (Bayern). Das Ziel war, dass die in China als «einhundertköpfige Wasserfee» bekannte Narzisse zum Neujahrstag erblüht. Dann seien Glück und Gesundheit für das neue Jahr gewiss, hieß es.

Diese Narzissen haben kräftige Stiele, an denen sich reinweiße Blütensternchen mit einer verhältnismäßig kleinen Krone und orangenen Staubgefäßen öffnen. «Der Duft ist kräftig, und nicht jeder erträgt das gut», sagt Gaissmayer. Auch der Diplom-Biologe Armin Jagel, Vorstandsmitglied des Botanischen Vereins Bochum, ist kein Fan: «Der Geruch ist äußerst fragwürdig und ich habe ihn wenig betörend empfunden.» Daher sollte man die Pflanzen vielleicht nicht in Schlaf- und Wohnräumen ans Fenster stellen.

Die Weihnachtsnarzisse ist in Deutschland nicht winterhart, erklärt Diplom-Biologe Jagel: «Wenn man sie in den Garten pflanzt, dann erfrieren oder verfaulen sie sehr schnell.» Er hat es sogar an einer geschützten Stelle mit durchlässigem Boden versucht. «Es gab keine Fröste an der Stelle, die Zwiebeln sind auch ausgetrieben – sie haben aber nicht geblüht», erzählt Jagel.

Im Haus aber lassen sich die Pflanzen recht flott antreiben, sagt Gaissmayer: «Theoretisch kann man die Zwiebeln in 20 Tagen zum Blühen bringen.» Er empfiehlt, sich aber Zeit zu nehmen. Entwickeln sich die Stiele zu schnell, bleiben sie weich. Die Zwiebeln stehen am besten in einem hellen, aber kühlen Raum. «So halten die Blüten länger, und man hat viel mehr von den Pflanzen», rät Gaissmayer.

Am besten kauft man präparierte Zwiebeln, die Kälte ausgesetzt wurden. Trotzdem werde oft angegeben, dass man die Zwiebeln vor dem Antreiben noch vier Wochen kühl bei nur fünf bis zehn Grad lagern soll, berichtet Jagel. Er geht aber davon aus, dass auch diese Zwiebeln vor dem Kauf schon stratifiziert wurden. Damit meinen Gartenexperten eine Kältebehandlung.

Die Zwiebeln kommen klassisch in die Erde, oder man nutzt ein Glasgefäß mit Wasser, wie man das auch für Hyazinthen kennt. Wer die Erde wählt, sollte einen Topf zu Zweidritteln mit einer normalen Blumenerde füllen und die Zwiebeln einfach mit der flachen Seite daraufstellen. Dann werden die Zwischenräume mit etwas Substrat aufgefüllt. Gaissmayer empfiehlt, Moos zwischen die Zwiebeln zu legen. Es sieht gut aus, aber vor allem hält es Feuchtigkeit gut.

«Am besten steckt man am Gefäßrand Weidenruten in die Erde», rät Gaissmayer. Diese stützen die austreibenden Stiele ab. Das ist umso wichtiger, je wärmer es während der Treiberei ist. Denn bei einer schnellen Entwicklung bleibt der Stängel meist weich und hat nicht die Stabilität, das Gewicht der Blüten zu halten.

Für die Treiberei im Glas bietet sich daher auch ein Gefäß mit hohem Rand an. Dieser stützt die Stängel, wenn sie zur Seite kippen sollten. «Beim Glasgefäß macht es bereits Spaß, zuzuschauen, wie die Wurzeln wachsen», findet Gaissmayer. Er rät, zunächst den Glasboden mit größeren Kieseln zu füllen. Denn es ist wichtig, dass die Wurzeln unterhalb der Zwiebeln Platz haben, sich zu entfalten. «Außerdem muss unter dem Zwiebelboden mindestens ein Zentimeter Abstand bis zur Wasseroberfläche sein», erklärt der Pflanzenexperte. Sonst faulen die Zwiebeln. Und auch im Glasgefäß steckt man am besten etwas Moos zwischen die Pflanzen.

Nach der Treiberei gehen die Weihnachtsnarzissen leider ein: «Die Kraft der Zwiebeln hat sich nach der Blüte erschöpft, und man kann sie nicht in den Garten pflanzen», erläutert Gaissmayer. Schließlich überstehen sie bei uns die Winter nicht – und die Zeit, bis das Laub sich von selbst einzieht, reicht nicht für eine vollständige Regeneration der Pflanze. Die aber wäre nötig für eine weitere Saison.

Fotocredits: U. Ostendorp
(dpa/tmn)

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