Wenn die Stadt über Nacht plötzlich grüner und schöner wurde, waren wahrscheinlich die heimlichen Gärtner unterwegs und vollzogen mit ihrem Guerilla Gardening eine Protestform der etwas anderen Art.

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Bewaffnet mit Gießkannen, Spaten und Eimern ziehen die sogenannten Gardening Guerilleros los, sobald sich die Dunkelheit über die Großstadt legt. Im Internet verabreden sich die produktiven Untergrundkämpfer, um mit ihren Aktionen verwahrlosten Straßenrändern, Verkehrsinseln oder grauen Parkanlagen ein frisches, grünes Gesicht zu verleihen. Mit speziellen „Samenbomben“ erreichen sie auch eine Begrünung in entlegenen oder unwegsamen Gebieten. Inzwischen hat sich dieses subtile Mittel des zivilen Ungehorsams zu einer richtiggehend urbanen Landwirtschaft entwickelt, die den Protest mit dem Nutzen einer Verschönerung des tristen Stadtbildes und oftmals sogar einer Ernte verbindet.

Die Geschichte des Guerilla Gardenings

Beim Guerilla Gardening handelt es sich um eine vergleichsweise neue Protestform, die sich von Großbritannien aus in den letzten Jahren über zahlreiche Metropolen der Welt verbreitete. Vorläufer gab es bereits in den 70er Jahren in New York und Deutschland, als das Interesse am „wilden Grün der Städte“ bekundet wurde. Richtig bekannt, wurde das Guerillagärtnern, wie man es heute kennt jedoch, als Umweltaktivisten, Globalisierungsgegner und Anarchisten sich am 1. Mai 2000 in London trafen, um eine Rasenfläche mitten auf dem Parliament Square mit Sonnenblumen zu bepflanzen. Es ging darum, zu vermitteln, dass der öffentliche Raum einer Stadt den Bürgern gehört und somit richtete sich der Protest gegen die Zupflasterung und Kommerzialisierung des städtischen Raums. Diese Aktion wurde in Folge weltweit nachgeahmt, verfeinert oder abgeändert. So werden beispielsweise Blumensamen in einer bestimmten Form ausgesät oder Golfplätze mit Dornenbüschen bepflanzt, um eine spezifische politische Meinung kund zu tun. Auch das heimliche Zwischensäen natürlicher Pflanzen in gentechnisch veränderte Felder oder Monokulturen, gehört zur Kritik in Guerilla-Gardening-Manier.

Die Weiterentwicklung zur urbanen Landwirtschaft

Neben dem Protest gegen verschiedenen politische Missstände, hat sich auch vermehrt der Wunsch nach Selbstversorgung und nach Unabhängigkeit von der Agrarindustrie herausgebildet. Die heimlichen Gärtner wollen eine erfahrbare und lebenswerte Umwelt in der Stadt erschaffen, die von ihren Bewohnern dabei mit den eigenen Händen gestaltet wird. Folglich kommt es immer häufiger zur Bildung von geinschaftlichem Gartenbau und Pflanzenbeeten in Hinterhöfen, Sprossenzucht auf Wohnhausdächern oder illegalem Gemüseanbau auf Brachland. Guerilla Gardening ist somit eine sehr produktive Art des politischen Protests, die das Nützliche mit dem Schönen gekonnt verbindet.

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