Hamburg (dpa/tmn) – Frisch geerntet vom Baum schmecken Beeren, Äpfel und Kirschen besonders gut. Das Gros der im Garten angebauten Früchte wurde früher auch direkt verarbeitet: ein Teil für frischen Nachtisch und Kuchen und ein Teil als Wintervorrat in Gläser eingemacht oder eingefroren.

Die Zeiten haben sich geändert, der Tagesbedarf wird im Supermarkt gestillt. Obst für den privaten Gärtner ist heute eher Naschobst. Etwas, das man direkt aus der Hand in den Mund schiebt. Michael Breckwoldt, Gartenbuchautor aus Hamburg, bezeichnet vor allem Beerenobst wie Himbeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren und Blaubeeren als Naschobst. «Doch auch Erdbeeren, vor allem die Monatserdbeeren zähle ich dazu, wobei die Sorten den ganzen Sommer über bis in den Oktober hinein Früchte tragen sollten», sagt er.

«Naschobst bietet über eine möglichst lange Zeitspanne der Gartensaison die Möglichkeit – sozusagen im Vorbeigehen – frische und reife Früchte unterschiedlichster Arten und Sorten direkt vom Strauch oder Baum zu naschen», erläutert Thomas Neder, Kreisfachberater und Leiter des Obstlehrgartens in Coburg (Bayern). «Hier macht es keinen Unterschied, ob das Obst nun aus dem Garten, von der Terrasse oder vom Balkon kommt.»

Ein wichtiger Aspekt ist der Ertrag. Die Pflanzen sollten dem Gärtner schnell Früchte anbieten können. Und: «Die Früchte sollten optisch ansprechend und für Jung und Alt leicht zu ernten sein», erklärt Neder. Für ihn beginnt die Saison im Mai mit der Ernte der ersten Erdbeeren und Maibeeren, den Früchten der Kamtschatka-Heckenkirsche. Und sie endet im Oktober bis November, wenn die kleinfrüchtigen Kiwis reif zum Verzehr sind.

Das Besondere an Pflanzen mit Naschobst ist auch ihre Kulturweise: Sie lassen sich im Kübel auf Balkon oder Terrasse kultivieren. Oder sie bleiben im Beet auch so klein, dass sie sogar im nur wenige Quadratmeter großen Handtuchgarten hinter dem Haus Platz finden. «Im Falle von Kern- und Steinobst sollte man vor allem auf schwach wachsende Unterlagen, Säulenformen oder kompakte Sorten achten», rät Neder. «Bei Beerenobst macht es Sinn, moderne Erziehungsformen wie die Hecken- oder Spindelerziehung zu wählen.» Das bedeutet, die Beeren wachsen dann quasi schon auf Mundhöhe. Bei Stachelbeeren empfiehlt er dornenlose oder -arme Sorten.

Für die Aufzucht im Kübel ist wichtig, dass das Gefäß nicht zu klein ist. Sonst kann sich kein kräftiger Wurzelkörper entwickeln, und der Wasser- und Nährstoffvorrat reicht nicht aus. «Erde aus dem Garten ist allerdings ungeeignet», erklärt Breckwoldt. Er rät zu Blumenerde.

Im Winter braucht das Naschobst einen Schutz. «Die Kübel sollten mit Luftpolsterfolie umwickelt und direkt an die Hauswand gerückt werden», rät Breckwoldt. Dort bekommen sie im Freien den besten Schutz vor Frost und austrocknenden Ostwinden. «Die Pflanzen müssen hin und wieder gegossen werden, denn ihre Wurzelballen dürfen auch den Winter über nicht völlig austrocknen», betont der Buchautor.

Aber nicht nur Menschen ernten gerne süße Beeren. Auch bei den Vögeln ist die eine oder andere Johannis- oder Himbeere beliebt. «Mittlerweile gibt es eine Reihe guter Kulturschutznetze mit unterschiedlichen Maschenweiten», erklärt Neder. Aber: «Grüne Netze, wie man sie früher öfter verwendet hat, sollte man nicht mehr verwenden.» Er begründet die Einschränkung damit, dass sich Vögel einfach zu oft darin verfangen.

«Sehr enge Maschenweiten (0,8 mal 0,8 Millimeter) bieten zudem auch Schutz gegen die Kirschessigfliege, die sich zu einem noch größeren Problem als Vögel zu entwickeln scheint», ergänzt Neder. Mit Blick auf diesen Schädling ist es ebenso wichtig, darauf zu achten, dass es keine Schlupflöcher dort gibt, wo das Netz zusammenfasst wird und dass bei der Ernte nicht Fliegen mit eingeschlossen werden.

Literatur:Michael Breckwoldt: Der Selbstversorger Balkon. Pflanzen – Standorte – Gefäße, BLV Buchverlag, 2012, 128 S., 13,99 Euro, ISBN-13: 978-3835414822

Hochwertige Blumenerde für das Naschobst
«Es ist für die Pflanzen nicht entscheidend, ob es sich dabei um eine Erde mit oder ohne Torf handelt», sagt der Buchautor Michael Breckwoldt. «Wichtiger ist die Qualität der Erde.» Hochwertiges Substrat sackt in der Regel nicht so schnell in sich zusammen. Außerdem versorgt es die Pflanzenwurzeln besser mit Sauerstoff und Feuchtigkeit. Wie erkennt man so eine Erde? In der Hand ist sie locker, riecht wie ein guter Waldboden und klebt beim Kneten nicht zusammen.



Fotocredits: Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Ina Fassbender

(dpa)