Oldenburg/Bremen – In englischsprachigen Ländern nennt man ihn kale, in der Schweiz Federkohl, in Italien cavolo nero, und in Deutschland heißt er Grünkohl, Braunkohl oder Krauskohl. Die Pflanze ist nahezu weltweit verbreitet und in vielen Küchen beliebt.

«Grünkohl bietet durch seine Sortenvielfalt nicht nur enorme Geschmacksvariationen», erklärt Christoph Hahn, der an der
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg die Pflanze erforscht. «Mit seinen vielen gesunden Inhaltsstoffen kann er unsere Küche das ganze Jahr über als Superfood bereichern – ob klassisch zubereitet, als Salat oder Smoothie.»

Aber nicht nur aus gesundheitlicher, sondern auch aus gärtnerischer Sicht ist Grünkohl (Brassica oleracea var. sabellica L.) ein Gewinn. «Grünkohl ist die anspruchsloseste Kohlsorte, die wir kennen», sagt Mechtild Ahlers, Fachberaterin der Niedersächsischen Gartenakademie. «Er ist eine tolle Nachkultur, um den Garten intensiv das ganze Jahr hindurch zu nutzen.» Grünkohl verträgt Frost und kann bis zum Frühjahr im Beet verbleiben. «Das fördert als Nebeneffekt alle Mikroorganismen im Boden in ihrer Aktivität bis ins Frühjahr hinein.»

Wer Grünkohl in seinem Garten anpflanzen will, hat die Qual der Wahl. Im Norden Deutschlands, Heimat und dem Hauptanbaugebiet, erzählt man, dass es so viele Sorten gibt wie Dörfer auf dem Lande: Jede Gemeinschaft oder sogar jede Familie pflegte früher ihre eigene Sorte und gab sie an nachfolgende Generationen weiter. Grünkohl-Forscher Hahn schätzt, dass es heutzutage etwa 120 bis 150 Sorten gibt, die sich durch Wuchs, Krausigkeit, Farbe, Ertrag, Geschmack und in ihren Inhaltsstoffen unterscheiden.

Neben regionalen Unterschieden gibt es nationale Besonderheiten. «Italienische Sorten wie ‚Palmizio‘ sind mild im Geschmack und sehr dekorativ», erklärt er. «Dieser Palmkohl verleiht dem Garten ein toskanisches Flair und sieht auch im Staudenbeet toll aus.» Deutlich herber sind amerikanische Sorten wie der Blattkohl ‚Champion‘. Er punkte aber mit einigen gesunden Inhaltsstoffen. Einen guten Mix an Inhaltsstoffen und dekorativen Elementen bieten laut Hahn die heimischen Sorten wie ‚Frostara‘, ‚Halbhoher Krauser‘, ‚Winnetou‘ und ‚Lerchenzungen‘. Diese Klassiker gibt es als Jungpflanzen zu kaufen. Lokale Sorten müssen hingegen in der Regel selbst ausgesät werden.

Abgesehen von ausreichend Nährstoffen und Wasser sowie einer regelmäßigen Lockerung des Bodens benötigt Grünkohl keine besondere Pflege. In den ersten Monaten ist er aber anfällig für Schädlinge. Insbesondere Kohlfliegen sowie Raupen von Kohlweißling und Kohleule haben es auf die jungen Blätter abgesehen. Um sie zu schützen, empfiehlt Ahlers ein Gemüsefliegennetz, das über einem Bogen aus Federstahl-Stangen in 60 bis 80 Zentimetern Höhe montiert ist. Sorge, dass der Kohl so zu wenig Licht abbekommt, ist unbegründet: «Grünkohl kommt auch mit etwas mehr Schatten zurecht», erklärt Ahlers.

Krauskohl ist zwar ein Wintergemüse – aber nicht uneingeschränkt frosthart. «Dass man Grünkohl vor allem in Norddeutschland findet, hängt vor allem mit klimatischen Faktoren und der Trockenheitsempfindlichkeit der Pflanzen zusammen», erklärt Hahn. «Im Süden herrscht im Winter eine trockenere und extremere Kälte als im von ozeanischem Klima geprägten, milderen Norden Deutschlands.»

Der Grünkohl wird Blatt für Blatt von unten nach oben abgeerntet. «Die Spitze muss stehen bleiben, sonst wächst der Kohl nicht weiter», erklärt Hartmut Clemen vom Landesverband der Gartenfreunde Bremen. Zur Blüte kommt Grünkohl in der Regel erst im zweiten Jahr. Seine kleinen gelben Blüten sind im Frühjahr für Bienen ein Genuss.

Fotocredits: Nestor Bachmann,Klaus-Dietmar Gabbert,Klaus-Dietmar Gabbert
(dpa/tmn)

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